Liebe Leser,
die Parkettindustrie bewirbt ihre Produkte gern mit der Aussage, sie seien robust und mit der richtigen Pflege ein Leben lang haltbar. Dem wollen wir nicht widersprechen. Doch auch wenn Sie Ihren Boden noch so hegen und pflegen, kann es doch vorkommen, dass er stark in Mitleidenschaft gezogen wird – und zwar dann, wenn er von Schädlingen befallen wird. Schädlinge mögen Ihr Parkett noch lieber als Sie: Sie haben es leider zum Fressen gern.
Die Schädlingsart, die Parkettbesitzer in unseren Breitengraden am häufigsten in Angst und Schrecken versetzt, ist Lyctus Linearis, ein Splintholzkäfer der umgangssprachlich besser unter dem treffenden Namen „Parkettkäfer“ bekannt ist. Nachfolgend möchten wir uns mit diesem Käfer befassen und dabei helfen, ihn zu erkennen und wieder los zu werden.
Eins vorweg: Machen Sie sich keine Vorwürfe, wenn der Parkettkäfer bei Ihnen zu Hause ein Nest gefunden hat. Es ist nicht Ihre Schuld und hat nichts mit mangelnder Hygiene oder falscher Behandlung zu tun. Es kann fast jeden treffen, der Parkett aus einer Laubholzart besitzt. In 99% aller Fälle ist der Schädling zum Zeitpunkt der Verlegung bereits im Holz. Er ist eingedrungen, während das Holz noch beim Händler gelagert war und wahrscheinlich versteckt in einer Lieferung Tropenholz als blinder Passagier dort eingereist.
Dabei ist der eigentliche Käfer nicht das Problem. Er lebt ohnehin nur wenige Wochen. Die große Bedrohung für das Parkett stellt Lyctus Linearis im Larvenstadium dar. In dieser Form verbringt er den Großteil seiner Existenz. Die Larven schlüpfen aus Eiern, die das Weibchen in die Gefäßporen auf dem Holz abgelegt hat und machen sich instinktiv in Richtung Dunkel, also in die Fugen und an die Unterseite des Materials. Ausgestattet mit einem riesigen Appetit fressen sie sich kreuz und quer durch den Boden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Larve pro Tag eine Menge vertilgt, die ihren eigenen Körpermaßen entspricht. In diesem Zwischenstadium ähnelt sie rein optisch einem Wurm. Auf diese Tatsache ist übrigens die Bezeichnung „Holzwurm“ zurück zu führen, was nicht korrekt ist – Parkettkäfer haben mit Würmern nichts zu tun, denn sie gehören der Klasse der Insekten an.
Abgesehen haben die Larven es auf trockenes Splintholz, weil es viel Zucker und Stärke enthält. Deshalb sind zum Beispiel Eichen-, Limba- und Abachi-Holz für sie ein gefundenes Fressen. Buche, Nadelhölzer und zu feuchtes Holz hingegen bleiben grundsätzlich verschont. Darin finden Sie nicht genug von dem, was sie suchen.
Bis die Larven des Parkettkäfers ihr Tunnelsystem im Holz fertig gegraben haben, können bis zu zwei Jahre vergehen. Es kann sein, dass die Hausbewohner währenddessen von dem Angriff auf ihr Parkett nichts mitbekommen. Der Schädling arbeitet verdeckt – zwar munter in alle Richtungen, aber nie durch die oberste Schicht hindurch, so dass er sichtbar würde. Er zeigt sich erst, wenn er satt und ausgewachsen ist. Dann verlässt er den Boden und fliegt davon, um seine wenigen verbleibenden Tage zur Paarung zu nutzen und im Falle von Weibchen neue Eier zu legen. Er hinterlässt ein beschädigtes Parkett und winzige Ausfluglöcher mit einem Durchmesser von 1 bis 2 Millimetern. Herum verstreut finden sich feinste Reste von Holzmehl als Überbleibsel des großen Fressens.
Selbst nach vollzogener Metamorphose, also wenn die Larve zum Käfer geworden ist, ist der Schädling nur zwischen 2,5 und 5 Millimeter lang. Er besitzt eine rotbraune bis schwarzbraune Farbe, einen deutlich sichtbaren Kopf und Fühler mit auffällig dicken Enden.
Die ungebetenen Gäste können Ihr Parkett regelrecht zerstören. Sie sollten sofort handeln, wenn Sie feststellen, dass Ihr Zuhause befallen ist. Am besten kommt man dem Lyctus mit Hitze bei. Im Holz ist er aber gut abgeschirmt, weil er sich die geringe Wärmeleitfähigkeit des Stoffes zu Nutze macht und sich vom Parkettboden schützen lässt. Der Fachmann weiß ihn zu überlisten und sendet Mikrowellenstrahlen in den Boden. Das erzeugt Schwingungen in den holzeigenen Wassermolekülen und in denen des Schädlings. Diese reiben bald aneinander, erzeugen Hitze und machen dem Parkettkäfer so den Garaus. Man kann Befall durch die Verwendung von Imprägniermitteln bedingt vorbeugen – völlig dagegen gefeit ist man aber leider nie.
Kurzzeitigen Medienruhm erlangte der Parkettkäfer übrigens im Februar 2008: Damals wurde bekannt, dass er sich im Eichenparkett des Berliner Bode-Museums eingenistet hatte, das zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Man befürchtete, er könne neben dem Fußboden auch die wertvollen Exponate aus Holz bedrohen. Die Plage konnte aber früh genug eingedämmt werden, Schaden nahm nur das Parkett.
Was viele denken ist das Ihr Parkett schon vor dem Einbau befallen war. Dem ist aber nicht so. Parkett wird lange getrocknet und dort können keine Schädlinge überleben